Pressnitz (Přísečnice) - Die Geschichte
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Zdena Binterová(
Übersetzung: Gerhard Stübiger und Kollektiv VÚHU unter der Leitung von Ing. Eva Lahodná)Die Ortschaft Preßnitz, einer der denkwürdigsten Orte im Erzgebirge, lag im Talgrund zwischen beforsteten Bergen oberhalb eines Baches, der den gleichen Namen trug. Preßnitz lag auf einer Seehöhe von 725 m, südwestlich von der Stadt Kaaden, von der sie 13,7 km entfernt war. Preßnitz war eine sehr alte Siedlung, die vermutlich schon im 12. Jahrhundert am Handelsweg nach Sachsen lag. Den ersten schriftlichen Bericht über die Existenz von Preßnitz finden wir in der Urkunde aus dem Jahr 1335, mit der Johann von Luxemburg die Leute, die über Preßnitz nach Komotau und Laun gingen, vom Zoll befreite.
In dieser Zeit wurde in der Gegend Eisen- und Silbererz gewonnen. Laut der Autobiographie des Karl IV. wurde hier im Jahr 1339 eine Silberzeche eröffnet und bald danach auch ein Münzwerk, in dem böhmische Silbergroschen geprägt wurden, die nach der Zeche den Namen Bremsiger trugen. Kapar von ternberg schreibt im Jahr 1583: Ringsum den Berg Bremsiger wurden Wohnhäuser für Bergleute gebaut. Im Jahr 1424 zog Jan ika nach Deutschland und danach fielen die Deutschen ins Land ein und das Städtchen sowie die Zeche wurden, wie viele andere, niedergerissen und verheert. Die Einwohner haben dann neue Häuser auf einer anderen Stelle gebaut und zwar dort, wo heute die Ortschaft Preßnitz steht.
Im Jahr 1352 ist Preßnitz in der Urkunde von Karl IV. schon als ein Bergstädtchen angeführt. Beim Bau der neuen Ortschaft wurde auch die gotische Kirche des Heiligen Nikolaus erbaut, die bis zum Jahr 1583, in dem eine neue Kirche gebaut wurde, als Pfarrkirche diente. Die ursprüngliche Kirche wurde zur Friedhofskirche. Hier wurde vermutlich im Jahr 1510 Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz begraben, dem hier im Jahr 1910 eine Gedenktafel enthüllt wurde. Diese Friedhofskirche musste im Jahr 1963 wegen des Baues der Straße Preßnitz - Reischdorf niedergerissen werden.
In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts baute Wilhelm Hassenstein von Lobkowitz in Preßnitz eine Festung, die ein Wassergraben umgab. Im Jahr 1533 kaufte die Festung und Preßnitz mit den Lehensmanndörfern die Familie Schlick. Unter ihrer Herrschaft hat sich in kurzer Zeit das Berg und Hüttenwesen schnell entwickelt und das Reichtum der Familie Schlick wuchs an. Das gefiel aber nicht Ferdinand I., der im Jahr 1545 Preßnitz und die Zeche konfiszierte. Schon im nächsten Jahr hat er Preßnitz zur einer königlichen Bergstadt erhoben und erteilte Preßnitz das Recht folgendes Stadtwappen zu nutzen - ein im silbernen Schild stehender Baum mit entblößten Wurzeln, unter der Baumkrone ist zum Stamm mittels eines rotgelben Bandes ein rotes Schild mit silbernem Balken befestigt. Auf dem Balken befindet sich ein mit dem Schlegel gekreuzter Bergmannshammer.
Nach der verlorenen Schlacht bei Mühlberg am 24. 4. 1547 wurde die Familie Schlick wegen der Unterstützung des Schmalkaldischen Bundes bestraft, indem sie den Rest der Preßnitzer Herrschaft verloren hat. Die Herrschaft bewirtschaftete in Zeiten, in denen die Herrschaft nicht verpfändet war, der königliche Hauptmann, der in der Preßnitzer Festung siedelte.
Die Kirche Maria Himmelfahrt aus dem Jahr 1583 diente zuerst kurz den Protestanten, die hier auch im 16. Jahrhundert dominierten. Im Jahr 1617 hat sich Preßnitz gemeinsam mit Sonnenberg, Weipert und Sebastianberg von der bisherigen Abhängigkeit von der Preßnitzer Herrschaft losgekauft. Kurz danach brach der Dreißigjährige Krieg aus, in dem - insbesondere in seiner zweiten Hälfte - die ganze Region sehr gelitten hatte. Am 27. 3. 1640 ließ General Banner sogar Preßnitz niederbrennen. Dabei brannte die Festung ab, die dann folgende zehn Jahre wüst blieb. Preßnitz litt nicht nur durch Streifzüge feindlicher Heere, insbesondere Schweden, aber auch durch Märsche kaiserlicher Truppen, die hier ebenfalls requiriert und gewüstet haben.
Der Dreißigjährige Krieg brachte auch eine harte Rekatholisierung. Es wurde gefordert, dass sich die Untertanen ohne Ausnahme katholisierten, nur Angehörigen lediger Stände wurde die Auswahl gelassen - entweder die Religion ändern, oder das Land verlassen. Infolge dessen hat sich die hiesige Region fast entvölkert. Die Steuerrolle aus dem Jahr 1654 führt in Preßnitz 173 bewohnte und 40 leere Bauernhöfe und 23 Bauernhöfe ohne Angaben an. Dazu zählten noch 22 leere Häuser von Leuten, die in der sog. Gemeinde lebten. In Preßnitz waren nur 26 Bauern, die keine weitere Beschäftigung ausübten. Die wirtschaftlich stärkste Gruppe bildeten Handwerker und Gewerbetreibende (57), die neben ihrer Beschäftigung auch landwirtschaftlichen Boden bestellten. Weitere 58 Einwohner trieben ausschließlich Handwerk oder Gewerbe. Man kann sagen, dass hier damals alle notwendigen Handwerke vertreten waren, obwohl die Lebensmittel- und Bekleidungshandwerke, die vorwiegend Ware für den lokalen Markt erzeugten, überwogen. Die Schlussanmerkung in der Steuerrolle beschrieb Preßnitz wie folgt: Diese Stadt eignet sich zum Bauen, der Boden ist mager, die Weiden sind ausreichend, die Leute leben vom Bierbrauen, Handwerk, Geschäften und verschiedenem Handeln (da durch Preßnitz der Weg nach Meißen führt). Außerdem wird hier Silber gewonnen, was aber den Einwohnern keinen Nutzen bringt. Preßnitz hat zwei Gemeindebrauereien und auch eine Schlossbrauerei.
Die Schlossbrauerei wurde an der Stelle des ehemaligen königlichen Kupferhammerwerkes gebaut.
Im Jahr 1650 hat die Königliche Kammer die Festung instand gesetzt, im Hof ließ sie eine gewölbte Amtsstube und Wohnungen für die Beamten errichten und legte den Wassergraben trocknen. In folgenden Jahren wurde das Gebäude aber nicht erhalten, verfiel und Ende der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts blieben davon nur Ruinen. In den Jahren 1749 - 1754 wurden die Ruinen abgerissen und an deren Stelle wurde ein Barockschloss gebaut, das man Amtshaus nannte.
Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Preßnitz auf eine kurze Zeit der Silbernerzabbau erneut. Danach kam es zum Verfall und die Leute mussten sich eine neue Beschäftigung suchen. Die Frauen begannen Spitzen zu klöppeln, die ehemaligen Bergleute arbeiteten meistens im Wald und suchten immer häufiger eine Beschäftigung, indem sie Musik trieben, zuerst nur von Haus zu Haus und in Gaststätten und später gingen von dieser Region ganze Kapellen in die Welt. Bekannt waren auch die Harfenistinnen aus Preßnitz.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-63) hatten in Preßnitz abwechselnd ihre Standorte preußische oder kaiserliche Heere und die Stadt litt wieder durch Requirieren, Einquartierungen von Soldaten und Bezahlung von Brandschatzung. Außerdem brannten im Jahr 1759 89 Häuser, eine Kirche und das Pfarrhaus ab und in der ganzen Gegend brach Hungersnot aus. Nach dem Brand wurde die Kirche im Barockstil umgebaut 1797 und während des Umbaues diente die Friedhofkirche wieder als Stadtkirche. Das Pfarrhaus und das Rathaus mussten neu erbaut werden.
Aus dem Jahr 1776 stammen die ersten Berichte über den privaten Musikunterricht in Preßnitz. Der erste Harfenist war hier Ignaz Walter, der wegen seiner Tonkunst König David genannt wurde.
Laut der Topographie von Schaller aus dem Jahr 1787 war in Preßnitz die Unterhaltsquelle das Spitzenklöppeln. Es arbeiteten dort 365 Spitzenwirkerinnen und 13 Meister. Teilweise war es auch die Landwirtschaft, insbesondere der Kartoffel-, Kraut- und Haferanbau, die an Bedeutung zunahmen. Es war hier auch der Leinenanbau verbreitet und es werden 18 Webemeister erwähnt. Die Erzeugung von Leinenwaren haben jedoch die Einführung von Maschinen und der Import aus England beeinflusst. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier eine Spitzenstickereischule eröffnet.
Einen weiteren Schicksalsschlag erlitt die Stadt im Jahr 1811, als sie bis auf die Grundmauern niederbrennte. Von den 400 Häusern blieben nur 66. Diese Katastrophe veranlasste eine schnelle Entwicklung des Harfengewerbes.
Im Jahr 1813 wurde das Schloss gründlich restauriert und gleichzeitig wurde der Nordflügel, der den inneren quadratförmigen Schlosshof abschloss, angebaut. Die Familie Buquoy, die die Preßnitzer Herrschaft 1832 gekauft hat, hat das Schloss systematisch baulich hergerichtet. Im Jahr 1826 wurde auf dem Marktplatz in Preßnitz ein neues einstöckiges Rathaus mit einem Türmchen im Empirestil erbaut.
Im Jahr 1850 tritt die Stadtbehörde in Tätigkeit und Preßnitz wurde später auch Sitz der Bezirksbehörde und weiterer Bezirksinstitutionen. Die Bezirksbehörde begann ihre Tätigkeit am 1. Oktober 1906 und am 1. Januar 1943 wurde der Bezirk Preßnitz wieder Bestand des Bezirkes Kaaden. Die Tatsache, dass die Stadt abgelehnt hat, sich zur Eisenbahn anzuschließen, die hier in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, verursachte den allmählichen Verfall der Stadt. Zum Bahnhof in Reischdorf war es ziemlich weit.
Preßnitz war niemals eine Industriestadt. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sie 3 Mühlen, 2 Brauereien, ein Möbelwerk, ein Sägewerk und eine Schindelwerkstatt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde noch eine Rotgerbung erbaut und ein Unternehmen, das sich auf Spitzenstickerei spezialisierte, in Betrieb genommen.
Im Jahr 1882 wurde in Preßnitz eine private Musikschule geöffnet, die im Jahr 1896 von der Stadt übernommen wurde. Es war eine sechsjährige Schule, deren Aufgabe war, professionelle Musiker auszubilden. Das Ende des 19. Jahrhunderts brachte den Kapellen schlechte Zeiten, es konkurrierten ihnen ständige Orchester oder Militärkapellen. Die Preßnitzer suchten etwas, was Aufmerksamkeit erwecken würde. So entstanden Frauen oder Mischkapellen, die sich weit in die Welt, z. B. bis nach Sumatra, begaben. Dieses interessante Kapitel aus dem Leben von Preßnitz hat der 1. Weltkrieg beendet.
Während der 1. Republik arbeiteten in Preßnitz einige kleinere Fabriken, in denen Maschinenspitzen erzeugt wurden - die häusliche Spitzenklöppelei verfiel. Ferner wurden hier Strümpfe, Wäsche, Strickwaren und Gardinen erzeugt. Es gab hier auch 3 Geldinstitute: eine Zweigstelle der Komotauer Sparkasse, eine Zweigstelle der Deutschen Bank und die Gemeindebank Preßnitz. Neben der Musikschule und einer höheren Gewerbeschule waren hier nur ein Kindergarten, die Grundschule und eine Bürgerschule, seit 1925 auch eine tschechische Einklassenschule die später zwei Klassen hatte.
In der Mitte der Stadt war ein Marktplatz mit einem Schloss, in dem sich u. a. die Bezirksschulbehörde und die Forstverwaltung der Familie Buquoy befand. Vor dem Schloss war ein kleiner Park und auf dem Marktplatz waren auch die Bezirksbehörde, das Finanzamt, das Postamt, eine Apotheke und ein Kino im Hotel Ross. Am Südende des Marktplatzes stand das Rathaus, in dem die Stadtbehörde und das Gericht ihren Sitz hatten. Über die Häuser der Innenstadt ragte der schmale Turm der Kirche Maria Himmelfahrt hervor. Neben der Kirche war die Musikschule, in demselben Gebäude war auch die Gemeindebibliothek. Die enge Apothekerstraße führte zur Schule, die im Jahr 1898 gebaut wurde, die Kaadener Straße führte zum Friedhof, auf dem die Kirche des Heiligen Nikolaus stand. Die Joachimstaler Straße führte zur sog. Schwedischen Linde, die an den Dreißigjährigen Krieg erinnerte, und weiter zum Schwimmbad und zum Forsthaus.
Die Stadt Preßnitz hatte eine sehr schöne Umgebung und wurde bald zu einem stark besuchten Sommersitz, mit schöner Natur, kulturellem Leben und komfortabler Unterkunft. Im Winter kamen Besucher nach Preßnitz wegen hervorragenden Skigelände.
Nach der zwangsweisen Aussiedlung der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Anzahl der Einwohner um ein Drittel verringert. Die neuen Einwohner fanden an Preßnitz Gefallen und haben auch viel für die Förderung der Ortschaft getan. In den Jahren 1962-64 wurde das Schloss restauriert und zwar von seinem damaligen Besitzer, dem Kreislager für Arzneimittel, Ústí nad Labem. Am Anfang der 70er Jahre musste die Ortschaft Preßnitz dem Bau des Wasserbeckens für Trinkwasser weichen, weil es Mangel an Trinkwasser gab.
Im Jahr 1921 lebten in Preßnitz 29 Böhmen und bis zum Jahr 1930 stieg ihre Anzahl auf 101. Amtlich wurde Preßnitz am 30. 6. 1974 aufgelöst.
Vor dem Verfall der Ortschaft wurden Vermessungsarbeiten durchgeführt und eine Photo und Filmdokumentation aller künstlerischen Sehenswürdigkeiten angefertigt. Die Überreste der Verstorbenen wurden vom Friedhof auf den Waldfriedhof in Weipert umgebettet und ausgewählte Grabsteine, meistens Gusseisenkreuze, in die Sammlungen des Bezirksmuseums in Komotau übertragen. Die Steinplastiken im Barockstil wurden ebenfalls übertragen:
die Mariensäule aus dem Jahr 1699 vom Marktplatz nach Klösterle, zwischen den Eingang in den
Schlosspark und die Kirche
die Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahr 1717 von der Kirche in Preßnitz vor die östliche Seite der
Pfarrkirche in Weipert
die Statue des Heiligen Florian aus dem Jahr 1724 vom Schloss auf die südwestliche Seite der
Pfarrkirche in Weipert, in den Winkel beim Turm
die Pieta aus dem Jahr 1728 vom Eingang zum Friedhof auf den Friedhof in Weipert
die Statue der Maria Svatohorská aus dem Jahr 1735, die gegenüber dem Friedhof stand, auf die
westliche Seite der neu verlegten Straße beim Wasserbecken Preßnitz, d. h. unweit von ihrem ursprünglichen Standort.
Eingegeben: 15.4.2005