Kunnersdorf (Kundratice) - Die Geschichte

Beigetragen: Zdena Binterová

(Übersetzung: Gerhard Stübiger und Kollektiv VÚHU unter der Leitung von Ing. Eva Lahodná)

Kunnersdorf lag 4 km nordöstlich von Görkau auf einer Seehöhe von 270 m N. N. Die Gemarkung maß 460 ha. Die Landstraße von Komotau nach Most teilte den Ort in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Die Eisenbahnlinie trennte den Ort in seinem oberen Drittel. Im unteren Ortsteil erweiterte sich die Straße in einen breiten Grasstreifen, den der Dorfbach, auch Kunnersdorfer Bach, durchfloss. Das Dorf war bis zu seinem Untergang gut in Stand gehalten, voller Obstbäume und gegen die Berge zu verliefen die Obstgärten in einen englischen Park, der bis zum Schloss Eisenberg reichte.

Dicht unterhalb der Eisenbahnlinie stand eine pseudogotische Kapelle vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Etwas tiefer stand in einer Straßenbiegung eine alte Empirekapelle der Hl. Jungfrau Maria aus den Jahren 1832-33 mit einem großen dreieckigen Giebelfeld (Tympanon) über der Stirnwand. Gegenüber dieser Kapelle, unter der anderen Straßenseite, befand sich ein verhältnismäßig großer Teich mit einem gemauerten Steindamm und in seiner Nähe bei der ehemaligen Mühle waren Reste einer alten rundlichen Feste. Nach Angaben der Archäologen waren hier nacheinander 2 Befestigungen, beide brannten aus. Vor dem Jahre 1383 war diese Feste Lehensgut der Burg Neu-Seeberg.

Otto von Berg, der Besitzer des Neuen und Alten Seebergs, verkaufte am 3. 1. 1383 beide Burgen mit dem Lehensgut in Kunnersdorf dem Tem von Koldic. Und dies ist die erste schriftliche Nachricht über die Existenz von „Cunnersdorf“. Später schrieb man „Khynerstorff oder Khunnerstorff“ und die amtliche deutsche Bezeichnung lautete Kunnersdorf. Der Name war wohl vom Namen Kunrat, Kuno abgeleitet worden und bedeutete Kunrats Dorf.

Nach dem Jahre 1395 wurde Seeberg verschiedenen Herren verpfändet, bis es um das Jahr 1420 zu Borek, dem späteren Rothenhaus fiel. Mit ihm wechselten auch die Besitzer und im Jahre 1603 kam es sogar zu einem Streit um Kunnersdorf zwischen den Vettern Rudolf und Georg von Karlowitz. Die weitere Entwicklung ist sehr unklar. Wahrscheinlich gehörte ein Teil weiter zu Rothenhaus und das Dorf dem Bohuslav dem Jüngeren von Michalovic. Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge wurde ihm nämlich dieser Besitz beschlagnahmt und 1622 an Wilhelm den Jüngeren von Lobkowitz verkauft, der ein Jahr später die Herrschaft Neundorf - Eisenberg aufbaute.

Im Jahre 1654 lebten in Kunnersdorf 18 Bauern, von denen einer auch einen Ausschank betrieb. Weiter gab es 2 kleine öde Höfe und eine Brandslatt. Außerdem lebten dort 12 Häusler, von denen einer ein Schuster war, ein Häuschen war verwahrlost und zwei, die sog. Gärtnereien, hatten „Mühlen mit einem Rad“.

Im Jahre 1748 führt der Theresianische Kataster in Kunnersdorf 2 Mühlen und 3 Teiche an, die ursprünglich für den ehemaligen Hammer angelegt wurden.

Das Schicksal Kunnersdorfs ist vom 16. Jahrhundert an mit dem Bergbau verbunden. Es gab hier eine Alaunhütte, die einerseits örtliche Rohstoffe verarbeitete und andererseits solche vom nördlicheren Tschernitz herbeiführte. Als dann begonnen wurde an Stelle von Holz Kohle als Brennstoff zu benützen, wurde zwischen Kunnersdorf und Schimberg ein „großer“ Tagbau aufgeschlossen. Weil der Kunnersdorfer „Alaunschiefer“ eine minderer Qualität als der Tschernitzer hatte, entstand quasi ein Gemeinschaftsbetrieb - Kunnersdorf lieferte nach Tschernitz Kohle und Tschernitz nach Kunnersdorf „Alaunschiefer“. Im Jahre 1612 hatte die Kunnersdorfer „Hütte“ 4 Bleipfannen zum Abdampfen der Alaunlauge.

Im Jahre 1786 wurde der Betrieb auf der „Hütte“ eingestellt, der Bergbau aber wurde bis in die 70. Jahre des 19. Jahrhunderts fortgesetzt und gehörte zu den größten in den Randteilen des Görkauer Landes.

Die Sommersche Topographie vom Jahre 1846 beschreibt Kunnersdorf als ein Dorf mit 80 Häusern und 547 Einwohnern, zu beiden Ufern eines Baches angelegt, an dem 3 Mühlen stehen. Weiter ist hier eine Schule genannt, die auch die Kinder aus Schimberg und Hohenofen besuchen, auch ein Wirtshaus, 1/4 Stunde entfernt, ist angegeben. In seiner Nähe wären Reste der ehemaligen „Hütte“ - mit Wasser gefüllte Vertiefungen und Haldenreste. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gingen die Kinder nach Neundorf zur Schule, dann wurde hier eine eigene Schule eröffnet, die bis 1893 drei Gebäude wechselte und die allmählich bis zu einer dreiklassigen Schule erweitert wurde.

Bis zum Jahre 1890 arbeitete eine Reihe von Enwohnern in der Landwirtschaft. Besonders gefragt waren die hiesigen Kartoffeln. Dann aber arbeiteten immer mehr Männer im Bergbau, auf den Schächten Grohmann und Elly, in den Görkauer Spinnereien und in 2 Fabriken, wo Essig aus Buchenholzspänen erzeugt wurde und die in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Eine von ihnen stand auf der sogen. „Hütte“ und erzeugte außer Essig auch Holzgeist, Teer, Schmiedepech und Bleizucker.

Im Jahre 1884 wurde zwischen Eisenberg und Kunnersdorf die Eisenbahnhaltestelle erbaut und gleichzeitig wurde auch ein Postamt eröffnet.

In der Nähe der Kunnersdorfer Schächte wurden etwa in der Hälfte des 18. Jahrhunderts 6 kleinere Häuser für Bergleute gebaut, man nannte die Siedlung „Auf der Hütte“ (ehem. Alaunhütte). Aus Unwissenheit bürgerte sich nach 1945 die Bezeichnung na Boudách ein. In der Kataslralkarte des stabilen Katasters von 1842 sind hier bereits 22 Gebäude einzeichnet, davon 2 größere und auch die Carolus-Zeche der gleichnamigen Gewerkschaft. Das lässt vermuten, dass der Carl-Schacht noch bis in die 40. Jahre in Betrieb war. Im Jahre 1928 begann hier eine intensivere Bautätigkeit und innerhalb von 10 Jahren kamen hier rund 100 neue, auch schon größere Häuser hinzu und der Ortsteil „Hütte“ wurde zum großen Bergarbeiterviertel von Kunnersdorf.

Das Ende des 2. Weltkrieges war in Kunnersdorf am 8. Mai 1945. In die Gemeinde kehrten ehemalige tschechische Einwohner zurück und ins Viertel „Boudy“ zogen in ca. 20 Häuschen Repatrianten aus Frankreich ein. „Boudy“ hieß dann „Klein Frankreich“.

Im Jahre 1850 wurde Kunnersdorf auf Zeit eine selbständige Gemeinde, aber schon 1869 wurde es Ortsteil von Neudorf a. d. B. Seit 1880 war es wieder selbständig. Nach dem 2. Weltkrieg wurden hier Rasierklingen gefertigt, es gab eine Fabrik für Stühle und eine holzverarbeitende Werkstatt. Die Einwohnerzahl ging mit dem Vorrücken des Kohlenbergbaus zurück und am 30. 6. 1974 hörte Kunnersdorf auf zu bestehen und der Kataster wurde zu Hohenofen zugeordnet.

Eingegeben: 15.4.2005