Oberleutensdorf - Manufaktur (Horní Litvínov - manufaktura) - Waldsteiner Textilmanufaktur Oberleutensdorf
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Milo MiličevičDie Textilmanufaktur in Oberleutensdorf, die zweitälteste Manufaktur in Böhmen nach Ossegg, gründete 1715 Johann Josef von Waldstein. Eine Rolle spielten dabei günstige Bedingungen wie genügend Arbeitskräfte, gutes Klima für die Zucht von Schafen
und genügend Wasser. Die eigentliche Manufaktur wurde jedoch erst später von O. Broggio und F.M. Kaňka gebaut. Im gleichen Jahr ernannte Kaiser Karl VI. Oberleutensdorf zum Marktflecken mit dem Recht zweimal im Jahr einen Markt abzuhalten. Durch den Handel mit seinen Erzeugnissen gewann auch die Tuchmanufaktur europaweit an Bedeutung. Es kamen Fachleute aus England und Niederlande. (Es waren auch die Niederländer, die erstmals Schlittschuhe nach Böhmen brachten). Die Stoffe wurden in Prag, Wien, Lublin, Triest und Levante in Spanien gehandelt. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung siedelten sich weitere Zweige an, wie Strumpfwirker, Büchsenmacher, Müller und - die Brauerei wurde erweitert. Im Zuge der Industrierevolution im 19. Jahrhundert wurden die Waldsteiner gezwungen, ihre Werke zu modernisieren. Nach Oberleutensdorf wurden die ersten Dampfmaschinen geliefert. Aus Manufakturen wurden Fabriken. Konkurrenz bekamen die Waldsteiner durch neu errichtete Werke in Reichenberg. Zum Konkurs und Niedergang kam es dann während der Wirtschaftskrise 1847 bis 1848. Zwar versuchten die Nonnen des Ordens des Heiligen Kreuzes 1860 um Wiedereröffnung, scheiterten jedoch und die Manufaktur wurde in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts aufgelöst. Die Gebäude wurden die nächsten einhundert Jahre für anderen Zwecke genutzt, später dann verkauft und die Zwischenräume zwischen den Gebäuden durch Wohnhäuser gefüllt. 1976 begann man mit dem Abriss der alten Häuser, an deren Stelle Plattenbauten entstanden.
Eingegeben: 30.4.2006