Hagensdorf (Ahníkov) - Die Geschichte
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Zdena Binterová(
Übersetzung: Gerhard Stübiger und Kollektiv VÚHU unter der Leitung von Ing. Eva Lahodná)Hagensdorf war durch sein Renaissanceschloss bekannt. An dessen Stelle stand im 14. Jahrhundert eine gotische Veste, die zur Herrschaft der Schönburgs gehörte. Bei der Teilung ihres Eigentums fiel sie zum Guten Hassenstein und zählte zu dessen Lehen. Bei Hassenstein verblieb es auch, als dies im Jahre 1418 auf hundert Jahre die Lobkowitze erwarben. Dann wechselten sich die Besitzer der Herrschaft und der Veste, bis alles wieder in die Hände der Lobkowitze zurückkam. Im Jahre 1578 verkaufte Bohuslav Felix von Lobkowitz die Veste und das Dorf Hagensdorf dem Hassensteiner Hauptmann Linhart Steinbach von Steinbach und bald darauf entließ der Kaiser die Veste in Hagendorf aus dem Lehen.
Steinbach wurde durch den Erwerb weiterer Güter schnell reich. Im Jahre 1606 kaufte er auch Hassenstein samt Herrschaft und gliederte alles an Hagensdorf an, das er zum Sitz der Verwaltung des gesamten Besitzes erhob. Zur Herrschaft gehörten also außer Hagensdorf und Hassenstein noch 9 weitere Dörfer und 2 Güter.
Das Dorf Hagensdorf gehörte anfangs nicht zur Veste, erst im 14. Jahrhundert wurde es zuerst direkt von den Schönburgs und dann von den weiteren Besitzern der Herrschaft verwallet. Erst Bohuslav Felix von Lobkowitz vereinigte es mit der Veste. Seit dieser Zeit war das Geschick des Dorfes eng mit der Veste und später mit dem Schloss, das an der Westseite des rechteckigen Dorfplatzes lag, verbunden.
Hagensdorf lag auf einer Höhe von 353 m Sh. und seinen Kataster durchflossen der Saubach und seine zwei Zuläufe, das Pfarrbächlein und das Mühlbächlein. Dazu gehörten auch einige Teiche, die zur Zeit des Großgutes der Karpfen- und Schleienzucht dienten.
Hagensdorf wurde auch Sitz der Steinbachs, die bald nach dessen Erwerb mit dem Umbau der hiesigen Veste in ein Schloss begannen. Der wesentliche Renaissance - Urnbau, bei dem der Palast entstand, wurde erst zurzeit Linhart des Jüngeren verwirklicht. Das Schloss hatte ursprünglich eine großzügige Grundlegung, konnte aber nicht nach den Plänen beendet werden. Linhart der J. und andere Mitglieder der Familie beteiligten sich am Ständeaufstand und wurden nach der Schlacht am Weißen Berge mit Konfiskation ihres Eigentums geahndet. Die gesamte Hagensdorfer Herrschaft kaufte im Jahre 1623, der vom Prager Fenstersturz betroffene Jaroslav Bořita von Martinic. Er war einer der katholischen, dem Kaiser treu ergebenen, tschechischen Herren, der die Situation gebührend zu nutzen verstand und billig ein bedeutendes Vermögen erkaufte. Er bildete so die weitläufige Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf, die in den folgenden Jahrzehnten unter den Söhnen, die sie in zwei selbständige Herrschaften aufteilten und später beide Teile wieder vereinten.
Die Martinitz besaßen diese Herrschaft bis zum Jahre 1789, da beide Linien der Familie - die Brunnersdorfer und Hagensdorfer - keinen männlichen Erben mehr hatten und den Besitz die Tochter Marie Anna von Althahn erbte. Nach dem Tode übernahm die Herrschaft wiederum ihre Tochter Marie Anna, die mit dem Grafen Firmian verheiratet war. Schließlich erbte die Herrschaft ihr Neffe, der Graf von Wolkenstein - Trostburg. Sein Sohn verkaufte dann die Herrschaft im Jahre 1880 dem Großindustriellen Franz Preidl aus Böhmisch Kamnitz. Im Jahre 1889 erbte die Hagensdorfer Herrschaft Preidls Neffe Emanuel Karsch, ebenfalls Fabrikant aus Böhmisch Kamnitz.
Ab 1850 waren beide Gemeinden selbstständig mit eigenen gewählten Gemeindevertretungen. Zur Herrschaft gehörten nur ihre Gutshöfe. Damals lebten in Hagensdorf 218 Einwohner, die vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren. Nur ein Teil der Männer arbeitete vom Ende des 19. Jahrhunderts in den umliegenden Schächten. Einige Familien verdienten sich ein Zubrot durch Gorlnähen. Der Boden war hier dank tiefen Ackerns schon in den vergangenen Jahrhunderten sehr gut, es wurden hier alle Getreidearten, Saatgemisch, Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut. Gute Erträge ergaben auch die hiesigen Wiesen und Obstgärten. Bekannt war auch der Hagensdorfer Spargelanbau.
Eine Zierde der Ortschaft war im 19. Jahrhundert die Parkanlage am Ortsplatz. In der Mitte, wo in der Zeit von 1620 - 1750 das Bräuhaus stand, wurde im Jahre 1831 eine Kapelle (zu St. Anna) auf Kosten der Gräfin Firmian errichtet. In Hagensdorf gab es keine Schule, die Kinder besuchten die Schule im nahen Sosau. Es gab auch keine Post, keine Gendarmeriestation, auch keinen Arzt - sondern nur eine Hebamme. All das aber gab es im nahen Deutsch-Kralupp. Nur das Schloss hatte seit Ende des 19. Jahrhunderts einen Telefonanschluß.
An Vereinen gab es seit 1897 nur die Freiwillige Feuerwehr.
Nach der Bodenreform zum 1.1. 1927 kam das Großgut Hagensdorf in den Besitz des tschechischen Gutsbesitzers Josef Illmann aus Raudnitz. Unter deutscher Herrschaft wurde das Gut eingezogen und während des Krieges beherbergte es ein Kriegsgefangenenlager. Nach dem Kriege übernahm Herr Illmann den Besitz wieder, aber nach 1948 wurde er ihm konfisziert. Das Schloss mit dem Gutshof ging ins Eigentum des Staatsgutes über und diente dessen Bedürfnissen. Um die Unterhaltung der Anlage kümmerte sich niemand und so verfiel das Schloss fast vollkommen, obwohl es ein einzigartiges unter Denkmalschutz stehendes Bauwerk seiner Art in Böhmen war.
Zur Volkszählung im Jahre 1930 meldeten sich 99 Einwohner als Tschechen und 2 Slowaken. Im Jahre 1960 wurde Hagensdorf bei der Gebietsreform zu Malkau zugeordnet, nur ein Teil, das sogen. Neu-Hagensdorf wurde an Deutsch Kralupp angegliedert. Zum 1. 7. 1985 wurde der Teil Malkau - Hagensdorf aufgelassen und im Jahre 1986 musste er der Braunkohlenförderung weichen.
Die steinernen Plastiken wurden rechtzeitig in das Katastergebiet Platz zum Hassenstein überführt. Vom Schlossgebäude wurden alle bedeutsamen architektonischen Elemente entfernt und im Waldpark in Komotau gelagert, wo sie auf weitere Nutzung warten.
Heute wissen nur noch Zeitgenossen, wie schon einst das Hagensdorfer Schloss gewesen ist.
Eingegeben: 20.5.2005