Brunnersdorf (Prunéřov) - Die Geschichte
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Zdena Binterová(
Übersetzung: Gerhard Stübiger und Kollektiv VÚHU unter der Leitung von Ing. Eva Lahodná)Unter die untergegangenen Orte muss auch Brunnersdorf mit eingerechnet werden, obwohl dort noch einige Menschen leben. Früher war es ein 3,8 km langes Dorf, das von Kaaden her mit dem Schloss NC 1 begann und beiderseits des Brunnersdorfer Baches bis fast nach Neudörfel, unterhalb des Hassensteins, reichte. Seit Menschengedenken teilte der Bach den Ort auf Alt- und Neu Brunnersdorf. Etwa in der Mitte des Ortes stand auf dem Kataster Alt-Brunnersdorf inmitten des Friedhofs, der mit einer Mauer und einem Eingangstor versehen ist, die Skt. Peter und Pauls- Kirche, aus dem 13. Jahrhundert. Diese mit der gegenüberliegenden Schule am anderen Bachufer teilte wiederum in neuerer Zeit den Ort in das Obere und Untere Brunnersdorf.
Über die Entstehung des Ortes erhielten sich keinerlei schriftliche Unterlagen, aber die Überlieferung sagt, daß das Dorf um 1261 ein gewisser Kaadener Bürger auf Anregung des Königs Přemysl Otakar II. gegründet haben soll. Der ursprüngliche Namen der Ansiedlung war mit größter Wahrscheinlichkeit Brunhartsdorf.
Das Dorf gehörte im 14. Jahrhundert zur Burg Pürstein und zwar bis 1431 als es sich Ale und Wilhelm von Schönburg durch den Bachlauf auf die Hälfte teilten. Das sogenante Altbrunnersdorf mit der Kirche fiel an Wilhelm, Dieser aber verkaufte seinen Teil schon im Jahre 1449 dem Wilhelm von Ilburg. Nach 4 Jahren hat die Burg und Alt - Brunnersdorf wiederum seinen Besitzer gewechselt und zwar an die Familie Fictum (Vitzthum). Leo von Vitzthum kaufte in der Hälfte des 16. Jahrhunderts von Nikolaus II. von Lobkowitz und Hassenstein auch den anderen Teil Brunnersdorfs, der damals im Jahre 1431 an Ale zufiel.
Im Jahre 1590 kam es zur Teilung des Vitzthumschen Eigentums zwischen den Brüdern Christoph und Bohuslav Felix, der den Piegelhof erbte, Alt-Brunnersdorf und das Gut Mohr. Er bildete so ein neues Gut von der Zeit an Brunnersdorf genannt. Als einen neuen Sitz wählte er zuerst den Piegelhof, wo er eine Feste errichten ließ. Dann gab er aber Brunnersdorf den Vorrang und noch in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts erbaute er dort ein Renaissance-Schloss. Später fügte er zu seiner Herrschaft auch Malkau hinzu.
Nach verlorener Schlacht am Weißen Berge wurde das Vitzthumer Vermögen eingezogen und im Jahre 1623 dem Jaroslav Bořita von Martinic verkauft. Dadurch kam es wieder zum Zusammenschluss beider Teile Brunnersdorfs, diesmal schon endgültig. Martinic vereinigte die Herrschaft Brunnersdorf mit der Steinbachschen Herrschaft Hagensdorf, die das gleiche Schicksal betraf.
Der 30jährige Krieg hat Brunnersdorf schwer getroffen. Der Ort war damals schon ein ansehnliches Dorf. Es hatte 7 Bauern, 71 Häusler und von der Gemeinde Lebende waren 10.
Seit 1656 war Herr der vereinten Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf der dritte Sohn Jaroslav Bořitas, Maximilian Valentin. Beim Hof halte er einen hohen Posten, aber bei seinen Untertanen war er nicht beliebt, weil er die Anzahl der Robottage um weitere hundert Tage im Jahre anhob. Nach seinem Tode kam es zu einer weiteren Teilung der Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf. Herr auf Brunnersdorf wurde der älteste Sohn Jaroslav Bernhard und nach ihm sein jüngerer Bruder und dann weitere Martinice. 1773 starb die Brunnersdorfer Linie mit Franz Michael in der männlichen Nachfolge aus. Unter ihm wurde in den 50. Jahren des 18. Jahrhunderts eine große Rekonstruktion der Pfarrkirche zu Peter und Paul ausgeführt.
Um das Jahr 1740 wurden in Brunnersdorf erstmals Kartoffeln gesehen, die die hiesigen Bauern von da an ständig anbauten.
Das gesamte Eigentum übernahm dann Franz Karl aus der Hagensdorfer Linie, aber auch er starb männlichen Nachkommen, so dass die Herrschaft 1791 die Tochter Franz Michaels, Marie Anna von Althahn übernahm. Die Geschicke der beiden Herrschaften waren wieder vereint. Zu dieser Zeit gehörten zur Herrschaft 42 Dörfer.
Im Jahre 1782 begann man mit der Trockenlegung eines großen Sees in unmittelbarer Nähe Brunnersdorfs. Bis 1829 war er vollkommen ausgetrocknet.
Im Jahre 1787 gab es in Brunnersdorf 146 Konskriptionsnummern und es gab dort ein Schloss, eine Schule, ein Armenhaus, eine herrschaftliche Brauerei, eine herrschaftliche Schnapsbrennerei, eine herrschaftliche Böttcherei und den herrschaftlichen Piegelhof mit Schafferei und Stallungen. Damals lebten dort 11 Bauern, 14 Halhuber, 54 Häusler und 52 Kätner. 1846 gab es dort schon 158 Häuser und 7 Mühlen und schon damals wurde beim Dorfe Kohle abgebaut. Im Jahre 1870 wurde am unteren Ende Brunnersdorfs der Bahnhof und in seiner Nähe eine Zuckerfabrik gebaut.
Solange der Ort in zwei Teile geteilt war, hatte jeder seine eigene Gemeindeverwaltung. Es ist interessant, daß diese Aufteilung auch nach dem Jahre 1850 noch weiter funktionierte, da die Gemeinde schon selbstständige Verwaltungseinheit war. Bis zum Jahre 1918 hatten beide Teile Brunnersdorfs ihre eigenen Gemeindeausschüsse, aber einen gemeinsamen Bürgermeister.
Im Jahre 1880 wurde Eigentümer der Herrschaft der Industrielle Fr. Preidl, der bald nach dem Ankauf damit begann einen pseudoromantischen Stil beim Umbau des Schlosses mit großem finanziellem Aufwand zu verwirklichen. Diese Arbeiten setzte sein Erbe Emanuel Karsch fort. Es war dies ein 2 flügeliger Bau mit drei Giebeln, der zuerst von einem Obstgarten umgeben war, der im Jahre 1912 in einen schönen Schlosspark umgewandelt wurde. Der Turm, den Preidl bauen ließ wurde 1924 abgerissen.
Zur Zeit der 1. Republik war Brunnersdorf das größte und volkreichste Dorf dieses Gebietes, aber auch seine Ausstattung war bemerkenswert. Das Dorf war elektrifiziert, hatte eine 6 klassige Schule, einen Arzt, eine Apotheke, eine Sparkasse und Vorschusskasse, 11 Wirtshäuser eine Reihe verschiedener Handwerker und Geschäfte, 2 Mietautos und auch ein Beerdigungsunternehmen. Außer der Brauerei, der Zuckerfabrik und 4 Mühlen wurden da noch eine Ziegelei, ein Kaolinwerk. 2 Sägewerke eine Konservenfabrik und 2 Baufirmen betrieben. Im Jahre 1921 betrug die Einwohnerzahl 2242 davon waren 145 Tschechen. Bis zum Jahre 1936 wuchs ihre Anzahl auf 188. Es gab hier auch eine tschechische Schule.
Das Brunnersdorfer Schloss und weiteres Eigentum wurde nach dem 2. Weltkrieg dem Sohne E. Karschs beschlagnahmt und das Schloss diente nach verschiedenen Einrichtungen für verschiedene Zwecke, z. B. für eine polische Schule, später für Zwecke der Direktion der Bergbaufirma Doly Nástup Tuimice und zuletzt als Fertigungsbetrieb für Kartonagen der Firma Nisatex.
Im Jahre 1962 wurde eine Liquidationskommission gebildet und bis Ende 1966 verschwand der Großteil des Ortes bis auf einige Häuser im nördlichen oberen Ortsteil und das Schloss mit Umgebung im unteren Ortsteil. Der Untergang der Gemeinde begann in ihrer Mitte. Der Bergbau unterbrach die Straße, verlegte den Bach und führte nacheinander den Abriß der Objekte durch. Zum 1.1. 1966 hörte Brunnersdorf als selbstständige Verwaltungseinheit auf zu bestehen und das Katastralgebiet wurde zu Kaaden zugeordnet.
Die Frage der Förderung von Kohle im unteren Teil von Brunnersdorf stellt sich deshalb nicht, weil ein Abbau aller Restvorräte weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar ist und die vorhandenen Flözreste einen Abriß der Obertagseinrichtungen nicht rechtfertigen. Nur der Teil um das Schloss selbst musste 1982 dem Abbau weichen.
Das Gelände wurde hier nach Beendigung der Bergbautätigkeit rekultiviert, wodurch ein Naherholungsgebiet für die Stadt Kaaden geschaffen wurde (Radwege, Angelsport, Spazierwege u. dgl.).
Eingegeben: 15.4.2005